Nach dem Aufstehen und der Morgentoilette an einem im frei installierten Waschbecken gibt es ein nepalesisches Frühstück. Der Aufbruch zieht sich etwas hin. Das wird in den nächsten zwei Wochen häufiger so sein. Das zehn Leute zum gleichen Zeitpunkt mit Packen und Waschen fertig , sowie Marschbereit vor der Tür versammelt sind, scheint ein Ding der Unmöglichkeit. Der Weg geht zunächst bergauf, entlang des Duth Koshi (Milchflusses) mal rechts, mal links gemäßigt das Tal hinauf durch auf Terrassen angelegte Felder und kleine Orte, die hauptsächlich vom Tourismus zu leben scheinen. Neuere Gebäude sind fast ausschließlich Lodges. Die Hängebrücken haben Abenteuercharakter obwohl sie erst vor kurzem durch neuere ersetzt wurden. Der Stabilisierung durch Abspannungen auf beiden Seiten gegen Wind und Sturm wurde durch das reichliche Behängen mit Gebetsflaggen entgegengewirkt. Wenn dann auch noch eine Herde Yaks entgegenkommt wird es 10 Meter über dem reißenden Fluss ungemütlich. Der Weg verlässt den Fluss kurz nach der Hillary Bridge, der höchsten Hängebrücke im Monjotal die - man ahnt es - nach dem Bergsteiger Edmund Hillary benannt ist, der 1953 zusammen mit Sherpa Norgay Tensing den Mount Everest zum erstenmal bestiegen hat
Eingangstor des Everest (Sagarmantha) Nationalparks
und sich in den Folgejahren um die Entwicklung im Khumbutal verdient machte. Wahrscheinlich übersteigt die Bewunderung für Hillary auch in seinem Heimatland Neuseeland nicht die der Sherpas, in der Khumburegion. Nach der Brücke geht es in steilen Serpentinen durch einen Wald bergan. Nach etwa fünfzehn Minuten ist durch ein paar Bäume zum erstenmal der Everest zu sehen. Noch ziemlich weit weg zwar, aber man sieht ihn.
In einer Kehre kurz vor unserer Rast kommen wir in eine Militärkontrolle. Unsere Führer unterhalten sich kurz mit den Soldaten, die dort vermutlich den Eingang nach Namche Bazar vor einem Einfall Maoistischer Rebellen bewachen und wir dürfen weiter. An einem nepalesischen Kiosk ein Paar Meter weiter machen wir Rast. Das Sortiment entspricht dem, was man auf den Rücken der der Sherpas berghoch getürmt ständig an sich vorbeiwandern sehen kann, Mars, Snickers, Cola und andere Erzeugnisse die schon wegen der Preise hauptsächlich für Touristen bestimmt sind.
Binnen kurzem geht es durch eine Stupa, und wir erreichen Namche Bazar (3450), die größte Stadt des Khumbutals; die Häuser ziehen sich auf Terrassen zu drei Seiten den Hang hoch. In den Gassen herrscht reges Treiben. Vor jedem Haus entlang des berganführenden verwinkelten Hauptweges sind Stände mit Bergsteigerausrüstung, Kleidung, Schmuck, Gebetsfahnen und Memorabilien für Reisende. In dem bunten und lauten Durcheinander von Sherpas, Bergsteigern und Wanderern bahnen sich Yaktreiber mit ihren schwerbeladenen und reichgeschmückten Tieren den Weg. Unser Weg endet in der Mitte des Dorfes an der Himalaya-Lodge. Es gibt ein Mittagessen im Gastraum à la Carte. Unsere Gruppe entscheidet sich, wohl aus Gewohnheit, für die Pizza. Leider allerdings ist diese rein vegetarisch. Das wird für den Rest der Tour in kulinarischer Hinsicht bezeichnend sein. Es gibt kein Fleisch. Nirgends. Alles ist vegetarisch. Um an Proteine zu kommen muß man einen der streuenden Hunde schlachten. Yaks sind zu wertvoll um verspeist zu werden.
Findling vor Khumbutal
Die Unterbringung ist im obersten Stock der Lodge in einem recht komfortablen Pressholz Verschlag. Schalldämmung is nicht und man wird nachts vom Schnarchen der Leute im Nebenzimmer wachgehalten. An sich könnte man die Doppelzimmer durch Schlafsäle ersetzen. Direkt vor meinem Fenster läuft ein Teil der Hauptstraße in der allerlei Läden im Großen und Ganzen das Gleiche zum gleichen Preis anbieten, dahinter zieht sich das Dorf bergan.
Es gibt in Namche sogar Internetcafes in denen Surfen und Email schreiben möglich ist. Ganz billig ist es nicht (100 Nepalesischen Rupien pro Mail) und die Satellitenverbindung bricht auch zuweilen ab aber günstiger als Telefon ist es allemal wenn man den Zuhausegebliebenen die Heldentaten des Tages unter die Nase reiben möchte.
Es geht Früh ins Bett aber wegen der Atmungsbeschwerden im Nebenzimmer und der heulenden Hunde sowie eines Volksfestes vor dem Fenster ist an Schlaf nicht zu denken.
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