Um von Kathmandu nach Lukla zu kommen kann man entweder ein Stück mit dem Bus fahren und dann durch die Vorberge wandern oder direkt nach Lukla fliegen. Aus Zeitmangel wählen die meisten Touristen wie wir letzteren Weg obwohl der verlängerte Anlaufweg für die Akklimatisation sicher dienlich ist. Von Khatmandu aus fliegen mehrfach täglich, hauptsächlich vormittags Propellerflugzeuge nach Lukla. Die Route wird unter anderen von Yeti Airlines mit Twin Otters, Beechs und SAABs bedient. Auf die angegebenen Abflug- und Ankunftszeiten sollte man keine enge Planung aufbauen. Die Maschinen können nur bei relativ guter Sicht fliegen und die ist im Dunstkessel von Kathmandu selten. Wir mußten drei Stunden zusammen mit mehreren hundert anderen Fluggästen in der Abflughalle warten. Vorsicht, die Gepäckkontrolle ist recht streng, das Handgepäck wird von Hand durchsucht und zum Teil werden die beanstandeten Gegenstände (Feuerzeuge, Taschenmesser) nicht zurückgegeben. Mit dem Bus geht es dann endlich übers Flugfeld zu unserem Flugzeug. Von Einsteigen geschweige den Losfliegen konnte allerdings keine Rede sein. Während der nächsten zwei Stunden die wir unter den Flügeln unserer Maschine verbrachten, wurde das Gepäck verladen, getankt,
Warten auf den Piloten und die Starterlaubnis
gewartet und in Sitzkreisen herumgesessen. So ist der Flughafen von Kathmandu an einem bedeckten morgen auch ein sehenswerter Anblick. Duzende von kleinen Flugzeugen und Hubschraubern stehen auf dem weiten Betonfeld, um sie herum kleine Grüppchen von wartenden Menschen. Wer ein Geschäft zu verrichten hat überquert den Taxiway und schlägt sich in die spärlichen Büsche neben dem Rollfeld. Unser Flugzeug ist ein Zweipropeller-Hochdecker der von Yeti Airlines betrieben wird. Es macht einen sehr robusten Eindruck. Außerdem, wenn es die letzten 50 Jahre ohne Bruch unterwegs war dann wird doch wohl auch in den nächsten Paar Stunden nichts passieren. Dann endlich "Boarding". Wir dürfen einsteigen. Unsere Piloten haben sich erhoben und aus ihrem Sitzkreis gelost, Überprüfen die Maschine. Im Flugzeug habe
tatsächlich die zwanzig Menschen welche die letzten zwei Stunden um das Flugzeug lagerten Platz gefunden. Ich komme direkt hinter den Piloten zu sitzen, denen man von den vorderen Reihen des Passagierraums aus beim Fliegen zugucken kann. Die Instrumente sind alle analog. Man fühlt sich ein bisschen wie in einer kleinen Tante Ju.
Anflug auf Lukla
Der Flug nach Lukla dauert etwa fünfzig Minuten und dürfte für Viele das größte Abenteuer ihrer Reise sein, der Kabinendruck ist natürlich nicht künstlich auf Meereshöhe gebracht sondern entspricht ziemlich genau den 3000m auf denen sich das kleine Flugzeug den Weg, zunächst über weite hügelige Landschaft, dann durch schroffe Berge, sucht. Wegen der schlechten Sicht war der Flug auch bis auf die letzten zehn Minuten unspektakulär. Die haben es jedoch in sich. Wenn man auf dem Fenster schaut sieht man nicht selten in weniger als 100m Entfernung eine Felswand aus den Wolken auftauchen und vorbeirauschen. Dann drosselt der Pilot die Motoren und es erweckt den Anschein, als wollte er landen. Nur wo? Nichts als Berge und ein kleines Dorf mit einer Hauptstraße ein Stückchen unter uns. Das Flugzeug wendet sich in einer steilen Kurve nach rechts und hält jetzt genau auf die Hauptstraße zu. Die Nase zeigt nach unten und wir verlieren rapide an Höhe. Aus dem Cockpitfenster sieht man die Hauptstraße, die sich zu einer sehr kurzen Landebahn gewandelt hat. Am Ende der leicht aufwärts geneigten Landebahn steht ein großer Berg. Durchstarten ist also nicht möglich. Das heißt immerhin das unser Pilot noch nie einen Fehler bei dieser Landung gemacht hat. Trotzdem krabbeln leichte Anflüge von Panik durch die Kabine. Das Flugzeug setzt auf. Die Wand am Ende der Landebahn rast schnell näher. Etwa 20m vor einem Totalschaden kommen wir zum halten, drehen nach rechts und fahren auf einen 40m entfernten Parkplatz. Sobald das Flugzeug zum stehen gekommen ist, muß schnell ausgestiegen werden - die begrenzten Kapazitäten des Flughafens erfordern ein hohes Tempo da alle Paar Minuten ein Flugzeug landet. Auf dem Flugfeld herrscht für europäische Verhältnisse Chaos, alle laufen durcheinander, viel Militär, viel Stacheldraht drumherum, Sandsackbarrieren an den Seitenstreifen des kleinen Flugfeldes. Wie mir später einer unserer Führer erzählt wird der Flughafen im Winter wenn keine Bergsteiger und Touristen landen zuweilen von den Aufständische
Die Aufwärtsgeneigte Landebahn in Lukla
n Maoisten aus den umliegenden Bergen beschossen. Das macht eine Landung dann wahrscheinlich noch aufregender obwohl sie nach Auskunft des Führers meistens überhaupt nicht oder ins Dorf treffen, da es ja um den Flughafen herum liegt.
Jeder der das erste Mal in Lukla aussteigt und das Flugfeld verlässt erlebt einen Kulturschock. Die Wege des Dorfes bestehen aus unbehauenen Steinen und jeder Menge Dreck. Die Häuser sind aus Naturstein gemauert und das verwendete Holz scheint nicht behandelt zu sein. Die Menschen vor dem Flughafen, hauptsächlich wohl Tagelöhner, die hoffen ein paar Rupien für den Transport von Touristengepäck zur Lodge zu bekommen, sind zerlumpt, ungewaschen und haben nur wenige schlecht erhaltene Zähne. Autos gibt es natürlich nicht. Man fühlt sich wie in dem Film "Der Name der Rose".
Asphaltiert ist die Landebahn übrigens erst seit dem Jahr 2001, vorher war es mehr ein Feldweg, und der Anflug noch abenteuerlicher.
Am Ausgang des Flughafens (einem Durchlass in einer Stacheldraht bewehrten Feldsteinmauer) warten unsere Träger auf uns. Sie sind relativ jung (wie ich später erfahren habe ist der jüngste gerademal dreizehn Jahre alt). Unsere Trekkingtaschen werden zu zweien oder dreien zusammengebunden und mittels Trageschlaufen, Stirnbändern und Tragekörben von den Trägern geschultert. Bei den Meisten dieser Methoden scheint die Stirn durch das Stirnband die Hauptlast zu tragen.
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