Nach dem Aufstehen und dem nepalesischem Frühstück, das ich durch zwei Schokoladenriegel ersetze - wer mehr als eine Woche von der nepalesischen Hochgebirgsküche leben muß wird das nachvollziehen können - brechen wir in langgezogener Marschordnung Richtung Lobuche Alm (4930), dem letzten nicht rein touristischen Weiler auf. Der Weg führt uns fast eben bis Dughla. Eine längere Pause wird eingelegt, um für den folgenden Marsch zur Kuppe der Endmoräne des Khumbugletschers fit zu sein. Solcher Art wieder instandgesetzt marschieren wir los. Es ist sehr viel Verkehr. Haufenweise Yaks auf dem Weg von und zum Basislager und eine Menge Träger mit dem üblichem Warenangebot auf dem Rücken. An dieser besonders schweren Stelle ist gut zu beobachten, wie die Sherpas es schaffen Lasten über weite Strecken zu tragen, die ein normaler Europäer kaum heben geschweige denn mit den nicht besonders bequem anmutenden Vorrichtungen der Sherpas tragen könnte. Sie alle haben nämlich einen Einbeinigen Schemel in einer Hand den sie verwenden um ihre Last in den Pausen abzustützen während sie selbst in die Hocke gehen. Der tragbare Stuhl sieht ein ziemlich genau aus wie ein hierzulande üblicher Melkschemel. Das Pausieren geschieht an steileren Stellen wie hier alle zehn Meter. Zehn Meter gehen, 30 Sekunden Pause, zehn Meter gehen 30 Sekunden Pause. Ich frage später nach und erfahre, daß diese Methode effizienter ist als zweimal die gesamte Strecke ohne ständige Pausen mit der halben Last zu gehen.
Wir erreichen die Kuppe der Moräne und haben um uns herum den Bergsteigerfriedhof des Khumbu. Unter den zahlreichen Steingrabmälern liegen allerdings nur in den seltensten Fällen wirklich die Leichen derer deren Namen auf den Inschrifttafeln, sofern vorhanden, eingraviert sind. Meist wurden lediglich ein Paar persönliche Dinge stellvertretend für den in größerer Höhe Verstorbenen, dessen Überreste nicht gefunden oder geborgen werden konnten, bestattet. Der Blick über den Friedhof auf die Berge rundherum bietet ein großartiges Panorama.
Bergsteigerfriedhof im Khumbu
Nachdem unsere Nachhut eingetroffen ist beeilen wir uns zur Lodge für den Abend zu kommen. In der Lodge fallen die in der Vitrine neben Schokoladenriegeln aufgereihte Whiskyfläschchen auf. Das Rätsel, wo der Träger mit dem Schnapslager auf dem Rücken, der uns gegen mittag überholte hinwollte ist damit gelöst. Das weiter unten Whisky verkauft wurde hat mich nicht besonders gewundert, aber hier auf knapp 5000 Metern Höhe braucht es ein wirklich sorgloses Gemüt um so starke Spirituosen zu trinken. Wie soll man den einen Kater oder einen Schwips von den Anzeichen der Höhenkrankheit unterscheiden? Das die an die große Höhe und gegen die Höhenkrankheit immunen Sherpas das Zeug kaufen kann ich mir nicht vorstellen, dafür ist es sicher ein wenig zu teuer.
Unruhig geschlafen aber kein Kopfweh mehr.
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