µ Kanaren - Teide Überquerung


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Teide Überquerung

Zweitägige Wanderung von La Orotava über den Teide (3718) nach Santiago del Tenerife mit Übernachtung im Refugio Altavista unterhalb des Teidegipfels. Mit dem Wetter hatten wir anfang April gleichzeitig Pech und Glück, schwere Schneefälle in den Tagen zuvor hatten Teneriffa bis auf 1800hm unter einer dichten Schneedecke verschwinden lassen und ab 3000hm waren die Wege meist nicht sichtbar und der Schnee vereist. Die Wanderung folgt am ersten Tag der Route Alexander von Humboldts der 1799 auf seiner Südamerikareise einen Zwischenstop in Teneriffa einlegte und den Teide bestieg, am zweiten Tag sind wir über Wanderwege und teilweise Weglos Richtung Westen nach Santiago abgestiegen. Die Tour selbst war großartig und wird sicher jedem der Konditionsstark genug ist große Freude bereiten. Hauptproblem dürfte die Wasserversorgung am zweiten Tag sein da sich zwischen dem Refugio und Santiago keine Möglichkeit finded Wasser aufzunehmen. Unser GPS-Track darf gerne heruntergeladen werden.

Von La Orotava auf den Teide

Drachenbaum in La Orotava

Drachenbaum in La Orotava

  • Distanz 22.2km, Höhendifferenz +3009/-110, Zeit: 11h15m
  • Link zum Video: Wanderung auf den Teide, Tenerife

  • Halbwegs früh aufgestanden. Wir lassen unser Gepäck an der Rezeption bei einem nicht ganz überzeugtem Angestellten. Hab ihm sogar eine Zeichnung über den geplanten Projektablauf gegeben, morgen mittag soll er unsere Koffer per Taxi nach Santiago in unser nächstes Hotel schicken. U. macht sich sorgen aber wird schon alles klappen. Als wir das Hotel verlassen ist es bereits Hell. Die Wanderkarte auf dem Nokia 1020 führt uns entlang des vorher nach den Vorgaben aus Alexander von Humboldts Tagebuch in mühsamer Kleinarbeit auf google Earth aufgezeichneten Pfads aus La Orotava fast schnurgerade den Berg hinauf. Die extrem steilen Asphalt- und Betonwege sind für meine geschundenen Fersen ziemlich unangenehm. Die Autos parken hier mit in Richtung Bordstein/Hauswand eingeschlagenen Rädern. Vermutlich damit sie nicht als lebensgefährliches Geschoss gen Tal rauscht sollte die Handbremse versagen. Nach ein paar Kilometern kommen wir an eine Bar in Chasna . "Offen? No! Apertu? No! Es encerado? No, no, no, es apertu!". Spanisch ist schwierig.
    Erster Blick auf den Teide von La Orotava

    Erster Blick auf den Teide von La Orotava

    Während U. drinnen zwei Sandwichs organisiert kommt ein alter Mann vorbei gewandert und fragt ob jemand was aus der Apotheke braucht. Wenn man derart beschwerliche Wege hat tut man sich bei den Einkäufen wohl lieber zusammen. Nach der Bar geht es dann nicht mehr lange so steil bergan. Der Weg biegt nach rechts ab, ich meine den Baum zu erkennen den Humboldt in seinem Reisetagebuch beschreibt, und führt an einer Quelle mit Holztischen sowie Bänken vorbei deutlich weniger steil quer zum Hang weiter. Der Bewuchs wechselt jetzt von sub tropisch zu mediteran, hohe Kiefern, stacheliger Bodenbewuchs. Am Berg entlang schlängelt sich der Pfad für eine ganze Weile sanft bergauf. Inzwischen sind wir auf Schneereste und zwei Gruppen von Downhillmountainbikern getroffen. Nachdem wir die Straße zum Hochplateau überquert haben ist der ewige Frühling dann endgültig vorbei. Geschlossene Schneedecke aber man kann gut auf dem festen Harsch gehen. Kurz vor dem Pass durchstoßen wir die Wolkendecke. Strahlende Sonne. Sonnencreme ist absolut nötig. Noch ein paar verschneite Serpentinen dann liegt der Teide endlich Wolkenlos in seiner ganzen Pracht vor uns. Am Gasthaus in El Portillo wird fleißig Schnee geräumt. Zwei Frauen und ein Mann schaufeln unbeholfen die
    Kurz vor El Portillo

    Kurz vor El Portillo

    Besucherterasse frei während auf der Straße vor dem Gasthaus ein kleiner Bagger die Parkplätze freiräumt. Viel ist nicht los aber ein rundes Duzen Menschen spielen entweder im Schnee oder sitzen auf den Plastikstühlen vor der Bar im Erdgeschoss. Wir ergattern noch einen Tisch im Schatten und U. bestellt Bier. Der größte Teil der Höhenmeter liegt bereits unter uns und bis zur Hütte dürften es noch etwa 1200hm sein. Im Restaurant in dem wir später in unkonventioneller Reihenfolge die Speisekarte durchfuttern gibt es ausgezeichnete Ziege mit Mojo. Die ist zwar etwas rabiat filetiert, offensichtlich mit dem Hackebeil, aber schmeckt ausgezeichnet. Der Käse und die gerösteten Kartoffeln mit Mojo sind auch nicht schlecht. Der Laden macht noch keinen besonders offenen Eindruck. Es gibt nur einen Kellner und der muss möglicherweise auch die Bar einen Stock tiefer betreiben. Wir können in die Küche sehen aber da hält sich keiner auf. Einem Schweizer Paar geht es auch prompt nicht schnell genug, sie gehen sichtbar entrüstet wieder ohne Bestellt zu haben.
    Blick zurück nach El Portillo

    Blick zurück nach El Portillo

    Den Wanderweg direkt hinter dem Restaurant versuchen wir unter der Schneedecke gar nicht zu finden sondern gehen hundert Meter auf der Straße bis zum Besucherzentrum und von dort über ein eingeschneites Drehkreuz auf den Pfad der durch die Wüste zum Fuß des Teide führt. Es ist heiß und Wolkenlos, der Boden ist komplett mit Firnschnee bedeckt aber es gibt Fußspuren zwischen den vereinzelten Sträuchern die einem den Weg weisen. Später dann müssen wir ohne die Fußspuren auskommen und rein nach Handykarte navigieren. Ein bisschen mehr links, bisschen mehr rechts, geradeaus. Die Sonne geht nicht einfach unter sondern taucht nur mehrfach hinter dem Teide weg während wir den Berg hinaufwanden. Schönes Licht. Bereits im Schatten des Vulkans, nach den Cojones del Teide wird es leider immer windiger bis es richtig unangenehm stürmt. Diesen Teil der Strecke sind wir vor ein paar Jahren schon einmal gegangen aber unter Schnee sieht natürlich alles völlig anders aus. Ab dem Teide Nationalpark Schild geht es dann glücklicherweise ohne Sturm in Serpentinen die letzten 500 Höhenmeter bis zur Hütte hinauf.
    Der Atlantik unter Wolken vom Fuße des Teide

    Der Atlantik unter Wolken vom Fuße des Teide

    Stimmung steigt wieder. Der von der untergehenden Sonne angestrahlte rote Kranz des großen Kraterrings der das Hochplateau einfasst leuchtet vor dem weißen Schnee und den weißen Wolken dahinter rostrot. Links lassen sich die weißen Türme der Sternwarte ausmachen und in der Mitte sieht man den Schatten des Teidegipfels sich auf den Wolken abzeichnen. Auf den letzten 100 Höhenmetern holen wir immer in Grüppchen andere Gäste der Hütte ein. Turnschuhe, unzureichende Kleidung. Ein Mädchen wird gleichzeitig geschoben und gezogen und ein anderes mit einem Seil um die Hüfte den Berg hinaufgezogen. Ist ziemlich verharscht. Neben die Fußstapfen sollte man nicht treten. Die Stöcke dienen im äußersten Fall als Notbremse.

    Untergehende Sonne am Teide

    Untergehende Sonne am Teide

    Die Hütte wurde vor kurzem renoviert und macht einen sehr sauberen und modernen Eindruck. Sanitäranlagen in ausgezeichnetem Zustand. Bei der Anmeldung finden wir heraus das unsere Reservierung für zwei Übernachtungen ungültig ist. U. hatte nicht für den April sondern für den gleichen Tag einen Monat früher, im März reserviert. Lässt mich aber kalt, vor die Tür setzen können sie uns nicht, im schlimmsten Fall werden wir auf den Sofas im Flur neben den Getränkeautomaten schlafen müssen. Es wendet sich aber alles zum Guten, wegen ein paar Absagen bzw. nicht Erschienener Gäste sind noch Betten frei und die können wir haben. Bezahlt werden muss allerdings noch einmal. Wir richten uns in unserem Doppelstockbett ein und richten was wir für den nächsten Morgen brauchen werden. Viel Zeug hab ich dabei. Zum Abendessen nagen wir am mitgebrachten Kommissbrot und den spanischen Würsten. Wasser gibt es nur in Halbliterflaschen aus dem Automaten zu drei Euro (sic!). Glück im Unglück, das Hüttenpersonal kann 20 Euro in Münzen wechseln. Im Nachhinein wäre es wohl auch möglich gewesen das Leitungswasser in der offenen Hüttenküche abzukochen und in die Flaschen zu füllen. Neben der Schulklasse die sich als ein Surfkurs aus der französischsprachigen Schweiz herausstelle die von Ihrem Betreuer aus Jux auf den Teide verschleppt wurde sind noch ein paar Deutsche, ein russisches Pärchen und eine Reihe Spanier hier. Die Nacht gestaltet sich wie sich Nächte in Hütten leider meist gestalten aber es ist zumindest kein wirklich ambitionierter Schnarcher im Schlafsaal. Dafür quietscht das Bett schon wenn man zwinkert.
    Untergehende Sonne am Teide vom Refugio Altavista aus gesehen

    Untergehende Sonne am Teide vom Refugio Altavista aus gesehen


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