Bulgarisch-türkische Grenze, zwei Uhr. Heute etwa eine Stunde am Stück geschlafen. In diesem Zug ist stets Programm; Zoll, Passkontrolle oder Fahrtkartenkontrolle, irgendetwas ist immer. Nicht sehr erholsam. Zum Heulen von Hunden wird aus Güterwagen über die Gleise Fracht umgeladen. Ich hoffe die Grenzformalitäten auf der türkischen Seite sind weniger aufwendig, dann könnte ich noch ein paar Stunden schlafen bevor der Zug um halb neun in Istanbul einfährt.
Halb Vier, Einreise in die Türkei gestaltet sich noch unangenehmer, erst muss man für die Passkontrolle aus dem Zug in die Kälte, dann fällt auch noch einen Zollbeamten bei flüchtiger Kontrolle der Führer für Georgien auf. Leider steht auf dem Einband: „Georgien/Armenien/Azerbaijan“. Was ich über Armenien wüsste, fragt man mich, und ob ich da hin wollte. Hier könnte man jetzt erstmal mit Wissen über den Genozid an den Armeniern durch die Türken glänzen aber die daraus erwachsenden Konsequenzen für die Weiterreise erspart man sich besser. Fünf Minuten dauert die Fragerei, glücklicherweise kann ich eine Ausgabe von Dumas Reise durch den Kaukasus herbeizaubern und behaupte auf seinen Spuren wäre ich hier unterwegs und Hotelreservierungen hätte ich nicht weil ich in den Nachtzügen zu schlafen gedenke.
Ankunft in Istanbul an der alten Orient Express Station. Bedeckter, grauer Himmel und Smog, man sieht kaum über das Goldene Horn geschweige den über den Bosporus. Istanbul duftet orientalisch nach Fisch, Gewürzen, schmorendem Fleisch, heißen Kastanien, Benzol und Fäkalien. Und besonders tut es das abends.
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